Moot 2023/2024
31st Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court
Schon bevor der Fall des 31. Willem C. Vis Moots veröffentlicht wurde, lernten wir uns als Team kennen. Die Coaches und weitere Vis Alumni hatten hierfür eine Rallye mit einem anschließenden Get-Together organisiert. Mit uns wurden zahlreiche Erfahrungen aus den letzten Jahren geteilt, sodass wir schon recht früh einen Einblick in unsere kommenden Monate bekamen.
Am 6. Oktober 2023 war es dann so weit. Der Fall erschien und das Team versammelte sich das erste Mal für die gemeinsamen Vorbereitungen. Ein Dokument mit 64 Seiten, gefüllt mit Anträgen, Antworten, Zeugenberichten und vielem mehr, wartete darauf, von uns analysiert zu werden. Der Fall schien anfangs eindeutig, beim wiederholten Lesen zeigte sich aber wie komplex die Problematik eigentlich ist. Die Recherchearbeit kostete uns viele Stunden.
Glücklicherweise hatten wir aber auch bereits zu Beginn der Schriftsatzphase die Möglichkeit, andere Teams kennenlernen zu können. In Würzburg nahmen wir bei dem Practice of International Arbitration Workshop teil. Dort hielten Praktiker Vorträge über Schiedsverfahrensrecht, die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit, Cross-Examination etc. Später im Oktober besuchten uns die Teams aus Erlangen, Passau, Würzburg und Leipzig im Rahmen eines Vortrags von Prof. Dr. Stephan Balthasar zu International Trade Law. Auch diesen Teams sind wir später in der mündlichen Phase immer wieder freudig begegnet.
Kennzeichnend für die Schriftsatzphase sind die berüchtigten Abgabewochen. Zu den jeweiligen Abgabeterminen der Schriftsätze versammelt sich das ganze Team für mehrere Tage und schlaflose Nächte in der Uni, in welchen intensiv die letzten Feinschliffe des jeweiligen Schriftsatzes vorgenommen werden. Die Abgabe des Kläger-Schriftsatzes war ein Sprung ins eiskalte Wasser. Wir arbeiteten pausenlos am Text und diskutierten grenzenlos über Argumente und Formulierungen. Dies war wohl eine der prägendsten Erfahrungen, die wir als Team durchlebt haben. Wir erhielten einige Tage später den Kläger-Schriftsatz von der University of Ottawa, auf welchen wir erwidern sollten. Die Schriftsatzphase erfordert viel Ausdauer, Disziplin und Willensstärke. In dieser Zeit lernten wir dadurch unglaublich viel Wissen und Können. Durch das Verfassen von Schriftsätzen lernten wir sowohl mit englischen, juristischen Texten und ausländischer Rechtsprechung umzugehen, als auch juristische Texte in englischer Sprache selbst zu verfassen. Zudem erhielten wir tiefere Einblicke in neue Rechtsgebiete. All dies schließt aber den Spaß bei Late-Night-Talks und (fast) wöchentlichen After Works nicht aus.
Kaum hatten wir den Beklagten-Schriftsatz abgegeben, mussten wir schon die Pleadings vorbereiten, denn nicht mal eine Woche später ging es nach Dresden zu unserem ersten Kanzleipleading. Dies stellte den Startschuss für die mündliche Phase des Wettbewerbs dar. Eine Zeit, in der unser Team durch Deutschland reiste und Kanzleien besuchte, um dort zu plädieren. Die Kanzleipleadings waren von großer Bedeutung, da wir dort hilfreiches Feedback als Vorbereitung für die anstehenden Pre-Moots und schließlich das Finale in Wien bekamen.
Die Pre-Moots waren allerdings nicht auf Deutschland begrenzt. Unser Team besuchte die Pre-Moots in Riga, Kopenhagen, Erlangen und Belgrad; es waren teils lange Reisen, welche wir dank unserer Sponsoren aufnehmen konnten. Dort sahen wir immer wieder die bekannten Gesichter der deutschen Teams, kamen aber auch das erste Mal mit internationalen Teams und Schiedsrichtern in Kontakt. Argumente, Stukturen und Präsentationsweisen ausländischer Teams kennenzulernen, war eine besonders lehrreiche Erfahrung und Vorbereitung für das Finale. In Riga landete unser Team auf dem vierten Platz, in Kopenhagen erhielt ein Teammitglied die Auszeichnung für Best Individual Oralist und in Erlangen wurden wir First Runner-Up und wiederholt mit Best Individual Oralist ausgezeichnet.
Schließlich machte sich das gesamte Team am 22. März 2024 mit dem Uni-Bus auf den Weg nach Wien, zum großen Finale. 367 Teams, über 2.000 Studierende und tausend Schiedsrichter waren in der wunderschönen Stadt unterwegs. Wir plädierten in den General Rounds gegen Unis aus Kanada, Bulgarien, Libanon und Bahrain. Leider konnten wir nicht nicht in die Elimination Rounds einziehen. Trotzdem war der Vis Moot eine wertvolle, lehrreiche Erfahrung, aus welcher man immer, ob mit oder ohne Auszeichnung, einen Gewinn ziehen kann. Die Fähigkeiten, das Wissen, die Möglichkeiten, die man erlangt, und die Menschen, die man durch den Vis Moot kennenlernt, sind die eigentlichen Preise und letzten Endes auch die Gründe teilzunehmen.
Der Vis Moot eröffnet eine praktische, rhetorische und internationale Perspektive des Rechts. Er eröffnet Möglichkeiten für Praktika und somit auch für spätere berufliche Tätigkeiten. Er verschafft ein erweitertes juristisches Verständnis und Können, welche im weiteren Verlauf des Jurastudiums enorm hilfreich sind. Die Vis Moot Reise ist lang, mit hohen Höhen und tiefen Tiefen und wird uns auch nach dem Finale im Studium und darüber hinaus begleiten.