Moot 2022/2023
30th Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court
Im Wintersemester 2022/2023 nahm unser 5-köpfiges Team am 30. Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court teil. Bei dem häufig nur als Vis Moot bezeichnetem Wettbewerb, handelt es sich um ein simuliertes Schiedsgerichtsverfahren, bei welchem Universitäten aus der ganzen Welt gegeneinander antreten. Diese stehen sich nach dem Austausch von Schriftsätzen in mündlichen Verhandlungen vor einem Schiedsgericht gegenüber. Grundlage des diesjährigen Problems waren auf prozessualer Ebene die Permanent Court of Arbitration Rules und auf materieller Ebene (wie jedes Jahr) die Regeln des UN-Kaufrechts (CISG).
Schon vor dem offiziellen Beginn des Wettbewerbs lernten wir uns als Team im Rahmen eines Abendessens mit Herrn Prof. Magnus und den Coaches kennen und begannen in den darauffolgenden Tagen mit der Vorbereitung für die Schriftsatzphase. Die Teilnahme an der alljährlichen Frankfurt Drafting School, die Einführungsveranstaltungen in das Schiedsrecht durch Herrn RA Karl Pörnbacher und Herrn Prof. Dr. Stephan Balthasar sowie ein Einführungswochenende in das CISG mit Ramona Sorgenfrei erleichterten uns hierbei den Einstieg in eine uns bisher unbekannte Rechtsmaterie. Mit einem Grundgerüst an fallrelevantem Wissen im Kopf und Kisten voller Fachliteratur in den Händen bezogen wir kurz darauf unser Team-Büro.
Den richtigen Startschuss markierte jedoch die Fallausgabe am 07. Oktober 2022. Das diesjährige Problem war auf den ersten Blick ein fehlgeschlagener internationaler Kaufvertrag bezüglich Überwachungsdrohnen. Auf den zweiten, dritten oder auch fünfzigsten Blick zeigten sich zunehmend mehr und mehr Problematiken und komplexe Zusammenhänge. Darunter auch Korruption und Täuschung.In unserer Arbeit den besten Schriftsatz für unseren Mandanten (der sich zur Halbzeit wechselte) zu schreiben erhielten wir von allen Seiten Unterstützung. Unser Dank gilt hier unseren Coaches, dem Alumni-Netzwerk der BayMCA, Herrn Prof. Magnus und Herrn Prof. Schmidt-Kessel.
Wenige Tage nach der Abgabe unseres Kläger-Schriftsatzes am 08. Dezember 2022 erhielten wir den Schriftsatz der Queen Mary University of London, auf welchen wir erwidern mussten. Am Verfassen des Beklagten-Schriftsatzes konnte uns auch die Ruhepause der Universität nicht hindern und so füllten wir die Tage über den Jahreswechsel mit zahlreichen Online-Meetings, in welchen wir unsere Vorgehensweise besprachen. Am 26. Januar 2023 gaben wir unseren zweiten und letzten Schriftsatz mit 96 Seiten ab. Nun war es zum Greifen nah, die lang erarbeiteten Argumente endlich im Rahmen der mündlichen Phase zu präsentieren.
Aber bevor wir vom objektiv gesehen aufregenderen Teil des Vis-Moot berichten, lässt sich eines nicht abstreiten. So kräftezehrend die schriftliche Phase auch war, offenbarte diese uns eine andere Perspektive auf die juristische Arbeit. Wir lernten nicht nur mit englischen Kommentaren und ausländischer Rechtsprechung zu arbeiten, sondern auch darauf basierende englische Schriftsätze zu verfassen. Zudem haben wir erfolgreich komplexe Probleme im Team gemeinsam angepackt und gelöst.
Bereits wenige Tage nach Abschluss der schriftlichen Phase begann der mündliche Teil des Vis Moot. In diesem traten wir in Pärchen gegen Teams anderer Universitäten an; sowohl vor Ort als auch virtuell. Zwischen Februar und April reisten wir quer durch Deutschland und nahmen bei zahlreichen Kanzlei-Events teil, auf welchen wir die Position des jeweiligen Mandanten mit unseren Argumenten vor erfahrenen Praktikern vertraten. Diese Events waren aus vielerlei Hinsicht hilfreich. Ausführliche Diskussionen und Feedback-Runden halfen uns bei der Verbesserung unser Pleadings. Zudem konnten wir durch anschließende Get-Together nähere Einblicke in die Arbeit der Kanzleien bekommen.
Doch dank der Unterstützung unserer Sponsoren beschränkten sich unsere Reisen nicht nur auf Deutschland. So reiste unser Team im Rahmen von Trainingswettbewerben (sog. Pre-Moots) nach Riga, Alexandria und Belgrad. Bei diesen Pre-Moots schnitt unser Team gut ab. So gelang uns in Alexandria der Halbfinal- und in Riga sogar der Finaleinzug. Wichtiger als die Resultate war für uns jedoch, dass wir mit den Argumenten und Argumentationsweisen anderer Rechtskreise konfrontiert wurden, was essenziell für das den abschließenden Wettbewerb in Wien war.
Am 31. März 2023 war es dann so weit. Im Uni-Bus reiste das Team samt Coaches für eine Woche nach Wien. Dort trafen über 2500 Studierende und 1000 Schiedsrichter aus aller Welt aufeinander und versetzten Wien in regelrechtes Moot-Fieber. Trotz „exzellenter“ Pleadings gelang uns leider nicht der Einzug in die Finalrunde. Umso mehr freute es uns, dass unser Beklagten-Schriftsatz mit einer „Honourable Mention for the best Memorandum for Respondent“ ausgezeichnet wurde.
Lässt man die vergangenen Monate und zahlreichen Ereignisse Revue passieren ist es schwierig einen konkreten Moment festzumachen, der besonders heraussticht. Die lange Version dieses Berichts mit all unseren Erfahrungen wäre sicherlich noch länger als unsere Schriftsätze. Was sich klar festhalten lässt, ist, dass es jedes Mal beeindruckend war, sich gemeinsam auf eine Reise zu begeben und mit Studenten aus aller Welt jenen Fall zu diskutieren, an dem wir alle seit Monaten arbeiteten. Es ist also klarer denn je: Jura ist doch nicht so trocken wie (alle Laien) sagen!
Bedanken möchten wir uns bei dem Lehrstuhl von Prof. Dr. Robert Magnus und den Mitgliedern der Bayreuth Moot Court Association e.V., die uns über den gesamten Verlauf des Wettbewerbs stets unterstützend zur Seite standen. Besonderer Dank gilt in diesem Jahr auch unseren Sponsoren und Förderern. Ohne Ihre Unterstützung während des gesamten Wettbewerbs wäre uns eine solch erfolgreiche Teilnahme nicht möglich gewesen.